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In der HG 56 hatte man im Herbst ´97 noch
eine Abschlussfahrt geplant, alleine, aber aus kostenrechnerischen Gründen
wäre es klug gewesen, mit der ganzen Stufe zu fahren. Und weil ja
gerade die HG 56 bei Herrn Wieneke gelernt hatte, Kosten zu minimieren,
wurde als erstes die HG 55 gefragt, ob Sie nicht mitfahren wollte, da erfahrungsgemäß
(siehe Londonfahrt) mit einem Gelingen der Fahrt zu rechnen war. Nach langem
Hin und Her konnten die Kosten dann minimal werden, die HG 55 fuhr mit.
Aber der Vollständigkeit halber und da die Kosten jetzt noch miniminimiert
werden sollten und die HG 57 eh noch nichts besseres vorhatte, wurde aus
der ursprünglichen Klassenfahrt der HG 56 eine Stufenfahrt allererster
Güte und mit minimalen Kosten.
Die Rache folgte auf dem Fuße, da wir drei
Jahre Kostenminimierung eingebleut bekamen und Luxus unwichtig geworden
war, wurde uns für ca. 9 Stunden Fahrt
nur ein Bus ohne Toilette gestellt. Besorgnis machte sich breit (der Grund
derselben ist wohl allen Lesern klar). Doch Holger unser phänomenaler
Busfahrer ließ Gnade vor Recht ergehen und hielt fast stündlich,
um gewisse menschliche Bedürfnisse zu befriedigen
Infolge des Genusses berauschender Mittel wurde
die Stimmung bald noch besser als sowieso schon, man animierte sich gegenseitig
zu partytechnischen Höchstleistungen.
Markus W. aus D. hat es in dieser Hinsicht wohl
etwas übertrieben und da jede Höchstleistung ein Opfer verlangt,
war dies auch schnell gefunden: Herr Jörg K. aus S., Markus duzte
und umarmte ihn zärtlich und aus höflichem Interesse wurde auch
noch nach dem Wohlbefinden der Familie gefragt. Die kleine Showeinlage
von Markus hatte aber bald ein Ende, denn wir hatten unser Ziel erreicht.
Fünf Minuten nach dem Verteilen und Beziehen
der Zimmer kam es zu einem relativ harmlosen Zwischenfall: die üblichen
Beschwerden anderer Gäste über zu hohe Dezibelzahlen.
Dies nahm man noch relativ gelassen, zu einem
Eklat kam es kurze Zeit später: In unserem Aufenthaltsraum "Breisgau"
wurden wir gerade von einem autoritätslosen Zivildienstleistenden
über die Hausordnung aufgeklärt, unserem allgemeinen Zustand
zufolge besonders über das Verbot des Genusses von Alkohol in der
Jugendherberge. Er konnte den Satz aber nicht ganz zu Ende führen,
denn Tobias K. aus D. unterbrach seine Ausführungen, indem er mit
brennender Zigarette und Dose Bier "Breisgau" betrat. Zur allgemeinen Belustigung
und zum Schock der Lehrer und des Zivis ließ er noch ein lautes "Prost"
verlauten.
Nach Stärkung mit Pizza und Döner,
wurde die erste Nacht zum gelungenen Spassfaktor, dachten wir jedenfalls.
Andere Gäste waren da wohl anderer Meinung, was uns schon fast den
Aufenthalt in diesem herrlichen Domizil gekostet hätte, aber dieser
Kick erhöhte den Spassfaktor nur um ein weiteres.
Die wenigen, die eine Stadtführung gebucht
hatten, brachen nun zu eben dieser auf. Diese schreckliche Stadtführung
mit einer noch schrecklicheren Stadtführerin gestaltete sich insoweit,
dass wir mit ca. 25 begannen wovon sich an jeder Station ein paar abseilten,
so das am Ende nur ca. 10 Leute (Lehrer inklusive) das Ziel erreichten.
Den zweiten Tag verbrachten wir in Colmar und
Strassburg, aus kulturtechnischer Weise.
Der dritte Tag setzte sich aus Frühstück
und Packen zusammen, denn mittags sollte es im toilettenlosen Bus wieder
nach Hause gehen.
Zwischen Tagen lagen natürlich auch noch
die Nächte (hä, hä), die wie wohl allgemein bekannt und
üblich zu wilden Zimmerparties mit absoluter Überbelegung mutierten.
Sie begannen meistens um die Dämmerung (es war Herbst) und endeten
auch erst wieder gegen Sonnenaufgang. Zur weiteren Erhöhung des Spassfaktors
wurden diverse manipulierte Saufspielchen ausgetragen, so kam es dann auch
wohl, dass manche immer auf der Verliererstrecke waren.
Währenddessen
wir nun theoretisch brav auf unseren Zimmern saßen, hatten die Lehrer
nichts Besseres zu tun, als sich mit einigen Schülern im gepflegten
"Irish Pub" zulaufen zu lassen.
Im Pub kam dann die Idee auf, ein Projekt zum
Thema "Alkoholkonsum" zu starten, bei Nichtgelingen zeigte sich Herr Ludger
W. aus N. spendabel, er wollte 50 Liter geben. Das war die erste Wette
des Abends, die zweite folgte sogleich nach der Heimkehr aus dem Pub.
Thomas S. aus O. , Tobias B. aus B. und Raffi
S. aus O. blondierten sich gerade die Haare, als Herr Wilkes hereinkam
und die fixe Idee hatte, gegen die Spende eines jeden Schülers sich
den Bart abzurasieren. Aber da leider nicht alle so spendierfreudig waren,
kam nicht genug Geld zusammen und der Bart steht heute noch.
Die Heimreise am Sonntagmittag traten wir eigentlich
wieder ohne Besorgnisse an (s.o.), aber Holger, wahrscheinlich genervt
von den letzten drei Tagen, übte seine Rache mittels Nichtanhalten
auf Raststätten aus, was Thomas S. aus O. zum Verhängnis wurde,
mit schmerzverzerrtem Gesicht griff er in seiner Not zu einer leeren Apfelsaftflasche.
Das war wohl die letzte Erhöhung des Spassfaktors.
Völlig erledigt kamen wir am späteren Abend zu Hause an, womit
die Klassenfahrt beendet war, dachten wir jedenfalls. Aber über Nacht
machten sich aus unerfindlichen Gründen Krankheiten und Wehwehchen,
wie Übermüdung und methyl-toxische Syndrome (Alkoholvergiftung)
unter den Schülern breit, was wohl das gehäufte Fehlen am folgenden
Montagmorgen erklärte.
Alles in allem war es aber eine sehr gelungen
Stufenfahrt, mit grösster Toleranz der Lehrer und viel, viel Spass.